Vom feministischen Treffen – Text 1

Hallo;

im Januar 2009 gab es ein bundesweites feministisches Treffen zum Umgang mit Sexismus und sexualisierter Gewalt in der linken Szene.
Aus diesem Treffen heraus wollen wir uns zu dem Konflikt auf dem Hamburger Doppelcamp im August 2008 äußern.
(dass es ein Nachbereitungstreffen gab, war vielen von uns leider nicht bekannt)

Für uns ist der konkrete Hamburger Konflikt nicht abgeschlossen und erst recht nicht die Auseinandersetzung mit Sexismus /sexualisierter Gewalt und anderen Grenzverletzungen.

Zum Hamburger Konflikt sind für uns noch folgende Punkte offen:

Persönlich an den Filmvorführer:

1. Wir warten immer noch auf eine öffentliche persönliche Stellungnahme von ihm über den Campverteiler. Der Konflikt hat sich auf dem Camp in einem großen öffentlichen Rahmen und in einem offenen Bereich des Camps ereignet. Von daher sollte die Diskussion und seine Stellungnahme auch für viele zugänglich sein.
2. Konkret interessiert uns, warum er auf das „Stopp“ nicht mit dem Abschalten des Films reagiert hat. Und warum er das Camp nicht verlassen hat und ob sich seine Einschätzung zu seinem Verhalten geändert hat.
Ein Teil der Punkte wurden dem Filmvorführer von uns schon auf einem öffentlichen Treffen im Wendland mitgeteilt, woraufhin er auch persönlich Stellung genommen hat.

An Alle:

1. Warum wurde der Kommentar der Hamburger Antifa-Gruppe , der noch mal eine andere Position einnahm, nicht über den Camp Verteiler geschickt?
2. Wir wünschen uns in Zukunft einen verantwortlichen Umgang mit Filmen, Kunst, Bands und anderen öffentlichen Darbietungen.
3. Wir wünschen uns, dass jede Person, die mitbekommt, dass auf ein „Stopp“ nicht reagiert wird, eingreift. Wir wünschen uns, dass alle Personen, die auf ein „Stopp“ nicht reagiert haben oder bei homophoben Sprüchen nicht eingegriffen haben, sich damit auseinandersetzen, warum sie das nicht getan haben und es in Zukunft ändern.
4. Wir finden es wichtig, dass Übergriffe jeglicher Art der Camp-Öffentlichkeit mitgeteilt werden und ein gemeinsamer Umgang damit gefunden wird. Das betrifft natürlich nicht Übergriffe, die auf Wunsch der Betroffenen nicht öffentlich gemacht werden sollen. In Hamburg gab es keinen Umgang mit den homophoben Sprüchen aus dem Publikum.
5. Wir finden, dass es eine gute Deeskalationsstrategie und eine gute Gewährleistung des Schutzraumes für die Betroffene ist, wenn eine beschuldigte Person das Camp erstmal direkt verlässt. Dieses Gehen ist für uns kein „Schuldeingeständnis“.
6. Wir finden, dass alle aufgerufen sind, sich generell mit dem Thema Grenzverletzungen und sexistische Strukturen in der Linken auseinanderzusetzen. Und wir möchten, dass alle sich damit auseinandersetzen, wie das Verhalten nach Grenzverletzungen aussehen kann, z.B. sich entschuldigen, persönliche Stellungnahme, im Unterschied zu Rechtfertigungen.
7. Wir wünschen uns für die nächsten Camps Transparente, Demosprüche, Flugblätter, Redebeiträge…. mit antipatriarchalen Inhalten von allen Gruppen.

Mit feministischen Grüßen